Die Ecorecyclage SA-Anlage ist eine industrielle Methanisierungsanlage in der Schweiz, die biogene Abfälle behandelt. Das Ausgangsmaterial wird in Biogas und natürliche Düngemittel umgewandelt und somit dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt. Die große Herausforderung: Störstoffe können nur mühsam aussortiert werden und mindern die Qualität des Kompostgutes. Im Rahmen einer unabhängigen Studie von Christopher Haider - Prozessingenieur der Holdigaz Gruppe - hat man den Kontaminationsgrad der Bioabfälle in der Methanisierungsanlage von Ecorecyclage SA ermittelt. Dabei wurde die biogene Abfallsammlung aus kompostierbaren Abfallbeuteln, mit denen aus Kunststoffsäcken verglichen.
Das Ziel der Studie war es herauszufinden, wie hoch die Konzentration unerwünschter Stoffe im Inhalt von kompostierbaren und synthetischen Säcken ist. Darüber hinaus sollte mit dieser Studie die Hauptquelle der Kontamination eruiert und die Grundlage für mögliche Maßnahmen gelegt werden. Dabei bestand Anfangs die Annahme, dass kompostierbare Säcke einen positiven Effekt auf die Sammlung von Bioabfällen haben.
Untersucht wurden 5 Gemeinden, kategorisiert von a bis e, aus dem Kanton Waadt. Wenngleich eine Vielzahl soziologischer Faktoren in das Trennverhalten der Verbraucher einfließen, so fokussiert sich diese Studie rein auf den Vergleich der Inhalte in kompostierbaren Abfallbeuteln und Kunststoffsäcken. Es wurden Proben, in Form von Säcken, direkt von der Oberfläche von zufällig ausgewählten Abfallsammelfahrzeugen entnommen. Insgesamt wurden 54 Säcke, unabhängig von ihrem Inhalt, entnommen. 26 kompostierbare Abfallbeutel und 28 Kunststoffbeutel.
Jeder Müllbeutel wurde geöffnet und dessen Inhalte manuell sortiert, um den Bioabfall von den Fremdmaterialien zu trennen. Die Fremdkörper hat man in vier Kategorien unterteilt: Plastikfilme, Hartplastik, Metall und Glas. Die kompostierten Müllbeutel wurden dem organischen Abfall zugeordnet, da diese im Rahmen des Kompostierprozesses abgebaut werden. Die konventionellen Kunststoffbeutel hingegen wurden der Kategorie Plastikfilme zugeordnet.
Die Ergebnisse der Proben haben gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Einwohner pro km² und der Fremdstoffkonzentration existiert. Es besteht die Tendenz, dass der Bioabfall bei Gemeinden mit einer höheren Bevölkerungsdichte eine höhere Verunreinigung aufweist. Jedoch wird dies auch von der Art des verwendeten Abfallbeutels beeinflusst. Anhand der Ergebnisse einer Gemeinde, lässt sich eine höhere Fremdstoffbelastung feststellen, da bei der Probenentnahme lediglich zwei kompostierbare Abfallbeutel sichtbar waren und insgesamt elf Proben entnommen wurden.
In allen Gemeinden war der Anteil an Plastikfolien in den verunreinigten Proben mit mindestens 50,4 % am höchsten. Gefolgt von Hartplastik und Metall. Lediglich bei einer Gemeinde wurde Glas, mit einem Anteil von 20,7 %, in den Proben gefunden. Der auffällig hohe Plastikanteil spiegelt wider, was sich in der Praxis beobachten lässt. Die Kontaminierung durch synthetische Materialien kann sich negativ auf die Sortieranlage auswirken und einen signifikanten Einfluss auf die Umwelt haben. Durch die Düngung landwirtschaftlicher Böden besteht das Risiko, dass sich u.a. Mikroplastik in der Natur anreichert.
Beim Vergleich aller kompostierbaren Säcke mit Kunststoffsäcken hat sich die anfängliche Annahme bestätigt. Die Kontamination mit Fremdstoffen ist bei Kunststoffsäcken deutlich höher als bei kompostierbaren Säcken. Von den 28 Kunststoffbeuteln waren 21 (75 %) mit Fremdstoffen kontaminiert, während es bei den 26 kompostierbaren Beuteln nur 5 (19 %) waren.
Aus dieser Studie ist ersichtlich, dass kompostierbare Säcke eine wichtige Rolle bei der Sammlung von biogenen Abfällen spielen. Plastiksäcke und ihr Inhalt sind laut dieser Studie die Hauptquelle für unerwünschte Stoffe im Bioabfall. Die Kontaminationsquote in den Kunststoffsäcken ist viermal höher als in den kompostierbaren Säcken. Daraus lässt sich schließen, dass Verbraucher Abfälle besser trennen, wenn sie kompostierbare Abfallsäcke verwenden. Kombiniert man diese Erkenntnisse mit einer Studie aus dem Jahr 2023, die über den Anteil von Kunststoffsäcken im Haushaltsbiomüll handelt, so schätzt man, dass sich der Anteil unerwünschter Stoffe im Bioabfall um bis zu 94 % reduzieren lässt.
Kompostierbare Bioabfallbeutel nehmen eine essenzielle Schlüsselrolle bei der Sammlung organischer Abfälle ein. Sie können Plastiktüten vollständig ersetzen und Verbraucher dazu anleiten, ihren Biomüll verantwortungsbewusster zu trennen. Es ist daher entscheidend, mit Unterstützung von Aufklärungskampagnen, die Bevölkerung für eine saubere Abfalltrennung zu sensibilisieren und die individuelle Verantwortung stärker zu betonen. Somit wird langfristig die Wiedereinführung von Fremdstoffen in unser Ökosystem reduziert.
Gehen wir den Weg gemeinsam und setzen auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für eine plastikfreie Zukunft.
Quelle: Haider, C. (2024). Analyse des Inhalts der Haushaltsbiomüllsäcke als Input auf der Methanisierungsanlage von Ecorecyclage SA. Holdigaz-Gruppe.